Solothuner Literaturtage 2011

Es sind nun schon die 33. Solothurner Literaturtage, die vom 18.-20. Mai 2011 stattfinden. Speziell ist, dass man dieses Jahr über die Landesgrenzen hinausschauen kann. Es nehmen Autoren aus Österreich, Deutschland, Holland, Italien, USA, Frankreich,… teil. An den Solothurner Literaturtagen hat man die einzigartige Möglichkeit, sich mit den über 70 anwesenden Autoren und Autorinnen vor oder nach den Lesungen auszutauschen.

[bearbeiten] Vorlesung von Roger Strub „Steine im Bauch“

Roger Strub, geboren 1957, lebt in Utzenstorf und schreibt hauptsächlich Krimis. Er will damit auf gesellschaftliche Missstände hinweisen, ohne den Moralapostel zu spielen. Sein neustes Buch „Steine im Bauch“ ist jedoch ein Jugendroman und basiert auf einem wahren Geschehen, das sich im Jahr 2008 am Bahnhof Stadelhofen in Zürich ereignet hat.

Als wir am Freitagnachmittag im Kulturm ankommen, wollen uns die beiden Mädchen an der Kasse gar nicht mehr nach oben lassen, es habe sehr viele Schulklassen, der Vorlesungsraum sei schon längst voll. Aber dann klappt es doch und wir gehen nach oben. Im Vorlesungsraum ist es heiss und stickig, alle Sitzplätze sind bereits besetzt, viele Leute sitzen auf der Treppe, die zum Ausgang führt oder stehen zu hinterst an der Wand. Wir finden beim Lichttechniker noch ein kleines Plätzchen, er überlässt uns nämlich freundlicherweise seinen Stuhl. Zu zweit setzen wir uns darauf, was die Sache auch nicht einfacher macht, da wir uns noch Notizen machen möchten. Der Autor betritt mit einer kleinen Verspätung die Bühne und stellt sich kurz vor. Es ist auf Grund der vielen anwesenden Schulklassen sehr unruhig. Als der Autor jedoch zu lesen beginnt, wird es sofort besser.

Romanfigur Anna Balmer ist Praktikantin bei der Zürcher Tageszeitung und ihr ist seit einem halben Jahr keine gute Story mehr gelungen. Wieder einmal gibt es eine Auseinandersetzung mit ihrer strengen Chefin. Es muss eine gute Story hin und zwar schnell. Plötzlicher Szenenwechsel: Wir befinden uns auf einem Bahnsteig, ein Mann wird gerade von einer Gruppe Jugendlicher grundlos zusammengeschlagen und auf die Geleise gestossen. Alle rennen weg, als sie den herannahenden Zug hören. Nur Samira, ein Mädchen der Clique, zerrt den Mann zurück auf den Bahnsteig, verschwindet dann aber auch. Anna ist zufällig vor Ort, schiesst ein paar Fotos für die Zeitung und findet den Schülerausweis von Samira.

Der Autor hört auf zu lesen und teilt uns mit, welche Strafe die Täter der Clique nach dem Vorfall im realen Leben bekommen haben. Der eine Täter bekam eine bedingte Haftstrafe von 30 Tagen und andere nur eine bedingte Geldstrafe, da er im Gerichtsprozess Reue gezeigt hatte. Die Zuhörer im Saal und auch wir sind geschockt und können es kaum glauben. Roger Strub macht den Vermerk, dass die Geschichte von nun an frei erfunden ist und liest weiter.

Die Cliquenmitglieder tauschen sich über das Ereignis aus und Samira überlegt, ob sie zur Polizei gehen und alles melden soll.

Der Autor fragt gezielt ans Publikum gerichtet, was wir in Samiras Situation machen würden. Würden wir unsere Freunde verraten? Es wurden rote und grüne Zettel verteilt, rot heisst schweigen, grün bedeutet, zur Polizei zu gehen. Die meisten Zuschauer würden ihre Clique nicht bei der Polizei verraten.

Roger Strub fährt mit der Geschichte fort und zeigt auf der Leinwand eine SMS-Konversation, so werden wir als Zuhörer aufgefordert, selber zu lesen.

Wir befinden uns nun im Freizeitzentrum, in dem sich die Jugendlichen der Clique aufhalten. Ralf nimmt in einem günstigen Augenblick Eltons Handy (beide sind Mitglieder der Clique und waren an der Tat beteiligt), schreibt eine SMS an die Polizei und sagt in Eltons Namen, er habe den Mann auf die Bahngeleise geworfen.

Es gibt eine 2.Abstimmung, wiederum mit roten und grünen Karten, diesmal wird gefragt, wer Ralfs Verhalten gutheisst und wer nicht. Unsere Erwartungen werden dieses Mal bestätigt, die Mehrheit der Zuschauer hätte nicht wie Ralf gehandelt.

Die Vorlesung ist beendet und der Autor stellt sich noch für Fragen zur Verfügung. Diese werden dann auch gestellt und ausdiskutiert. Wir finden das Buch sehr interessant und ansprechend, jedoch war es sehr schade, dass Roger Strub nicht mitreissend vorgelesen hat. Als wir nach der Vorlesung nach draussen gehen, hören wir zufällig den Lehrer einer Klasse, die auch an der Vorlesung teilgenommen hatte, sagen: “Das war ein typisches Beispiel für einen guten Autor, der ein grossartiges Buch geschrieben hat. Aber leider kann er nicht lesen.“ Genau das hatten wir auch gedacht. Schmunzelnd machen wir uns mit unseren Fahrrädern auf den Weg zu unserer zweiten Vorlesung.

[bearbeiten] Vorlesung von Thomas Vaucher „Der Löwe von Burgund“

Thomas Vaucher, geboren 1980, lebt in Düdingen und hat eine grosse, sofort spürbare Leidenschaft für das Mittelalter. Er ist Primarlehrer, spielt Theater und macht Musik. Sein Buch „Der Löwe von Burgund“ ist ein Roman und spielt in der Zeit von Karl dem Kühnen.

Im Zeughaus ist es sehr angenehm und kühl. Um uns herum stehen Kanonen und wir sitzen auf Plastikstühlen. Die Akustik ist viel schlechter als im Kulturm, dafür haben wir einen Sitzplatz. Hier ist es ebenfalls sehr unruhig, dies bleibt leider während der ganzen Vorlesung so. Zu Beginn zeigt Thomas Vaucher eine Karte von Europa im Jahr 1446, er zeigt die drei Hauptreiche der damaligen Zeit auf.

Danach liest er das 1.Kapitel vor, in dem es um Karl in seiner Jugendzeit geht und wie er sich mit Adrian anfreundet. Anschliessend zeigt er mehrere Bilder von Karl dem Kühnen. Die Gemälde zeigen ihn als jungen Herzog, als Ritter und als alten Herzog. Vom Schweizer Adrian Gutenberg steht ein Denkmal in Spiez und ein zweites in Bern, Bildquellen gibt es vom ihm keine nennenswerten.

Der Autor liest nun das 2.Kapitel vor, es handelt vom Abschied von Adrian, dieser reist vom Burgund zurück in seine Heimat und muss seinen Freund Karl nun verlassen. Thomas Vaucher zeigt Fotos von der Burg in Neuchâtel, wo ein Teil der Geschichte spielt. Weiter zeigt er das damalige Schlachtfeld und den Hügel, auf dem die Kämpfe 30 Jahre nach dem Abschied stattgefunden haben.

Das 3. Kapitel handelt von der eigentlichen Schlacht im Jahre 1476. Man sieht im Hintergrund auf der Leinwand das Panorama von Murten, dies ist auch das Titelbild des Buches.

Im 4. und 5. Kapitel muss Adrian Murten gegen die Burgunder verteidigen. So stehen sich die beiden Freunde gegenüber, obwohl sie sich 30 Jahre zuvor geschworen hatten, nie gegeneinander zu kämpfen. Während der ganzen Lesung spürt man die Begeisterung von Thomas Vaucher für das Mittelalter. Er zeigt auch immer wieder, in welchem Jahr wir uns gerade befinden. Es ist genial, man fühlt sich, als wäre man in einer anderen Zeit. Obwohl wir uns von dem Buch etwas völlig anderes versprochen haben, fasziniert es uns, wie Thomas Vaucher vorgelesen hat.

[bearbeiten] Fotos

[bearbeiten] Kulturm, Roger Strub

Bild:Literaturtage.jpg

[bearbeiten] Zeughaus, Thomas Vaucher

Bild:Burgund.jpg

[bearbeiten] Links

Solothurner Literaturtage 2011

Homepage von Roger Strub

Homepage von Thomas Vaucher

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