Die Reportage
[bearbeiten] Die Literaturtage
Zum 33. Mal finden vom 3. Juni bis am 5. Juni 2011 die Solothurner Literaturtage statt. Nebst den mehrheitlich Österreichischen Autoren sind auch andere Nationen, so wie Senegal, Polen, die Ukraine und viele andere, vertreten. Die Lesungen werden nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Französisch und Italienisch gehalten. Erfreulicherweise können die Veranstalter einen neuen Besucherrekord, mit 13'000 Eintritten, feiern. Weitere 1'500 Literaturbegeisterte sind an den Kurzlesungen auf dem Klosterplatz und im Dunkelzelt anzutreffen. Als wir Sonntags, zwei Tage nach den besuchten Lesungen, neben dem Landhaussaal durchlaufen, ist eine riesen Menschenmenge anzutreffen. Solothurn wirkt belebt, erstaunlich voll und gebildet. Wir sind überrascht dass so viele Menschen durch Solothurn schlendern, besonders vor dem Stand des Buchhauses Lüthy, welches sich einen Standort zum Bücherverkaufen gesichert hat, herrscht ein grosser Andrang von Leuten. Man merkt zu diesem Zeitpunkt, dass es so viele Interessanten schon lange nicht mehr gegeben hat.
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[bearbeiten] Vorstellung der besuchten Autoren
[bearbeiten] Eva Menasse
Eva Menasse wurde 1970 in Wien geboren. Sie studierte Germanistik und Geschichte an der Universität Wien. Nachdem sie erst als Journalistin für das Wochenmagazin „People“ arbeitete, wechselte sie zu der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, wo sie als Wien-Korrespondentin fungierte. Ihr erster Roman „Vienna“ erschien 2005, für den sie im selben Jahr den Rolf Heyne Debütpreis erhält.
Ihre bisher publizierten Werke: Die letzte Märchenprinzessin (1997) Klein Menasses, der mächtigste Mann(1998) Der Holocaust vor Gericht. Der Prozess von David Irving (2000) Vienna (2005) Lässliche Todsünden (2009)
[bearbeiten] Dragica Rajčić
Dragica Rajčić wurde 1959 in Kroatien geboren. Sie begann bereits im Gymnasium, Gedichte zu verfassen. 1971 immigrierte sie in die Schweiz, wo sie als Reinigungskraft arbeitete. 1988 kehrte sie schliesslich nach Kroatien zurück, wo sie eine eigene literarische Zeitschrift gründet. Aufgrund des Jugoslawienkriegs flüchtete sie wiederum 1991 in die Schweiz, zusammen mit ihren Kindern.
Ihre bisher publizierten Werke: Halbgedichte einer Gastfrau (1986) Lebendigkeit Ihre züruck (1992) Nur Gute kommt ins Himmel (1994) Post bellum (2000) Buch von Glück (2004)
[bearbeiten] Schilderung der Lesungen
[bearbeiten] Eva Menasse - Lässliche Todsünden
Als wir am Freitag kurz vor 14 Uhr das Landhaus betraten, staunten wir nicht schlecht. Hunderte Interessanten stehen Schlange, um auf Einlass in den Saal zu warten. Mit Mühe gelangen wir an die Kasse, wo wir uns wahrscheinlich zwei der letzten Tickets sichern. Die zahlreich erschienen Besucher verliehen dem Raum eine angespannte Atmosphäre. Wir trauten uns kaum zu husten, da tatsächlich alle Anwesenden sehr konzentriert und aufmerksam die Lesung verfolgten.
Als erstes wird die Autorin von einem Journalist vorgestellt und sie wird mit diversen Fragen zu ihrem aktuellen Buch „Lässliche Todsünden“ konfrontiert. Unter anderem erklärt sie, dass sie gerade das Paradoxe an dem Titel mag und dass das Buch aus sieben Erzählungen besteht, welche nach den sieben Todsünden, Völlerei, Wollust, Habsucht, Zorn, Neid, Trägheit und Hochmut, benannt sind.
Anschliessend liest Eva aus dem dritten Teil des Buches, „Hochmut“, vor. Es handelt von einem älteren Mann und einer jüngeren Frau. Sie treffen sich, essen zusammen Frühstück, sind allerdings kein Paar. Das Publikum lauscht immernoch gebannt. Bei jedem ihrer Versuche, die Anwesenden zum Lachen zu bringen, hat sie Erfolg. Die Zuhörer hat sie mit ihren Worten fest im Griff. Auch aus dem Teil „Wollust“ liest sie etwas vor. Es handelt von einem Liebespaar, wobei die Frau krank ist und der Mann gerne mit ihr schlafen würde. Die Geschichte, in der die zwei Hauptpersonen sich eigentlich immer missverstehen, bringt alle zum Lachen, ausser die älteren Gäste. Im Verlauf der Lesung wurde die Atmosphäre immer entspannter, was Evas lockerer Art zu verdanken ist, mit der sie klar bei den Hörern punktet. Unter anderem witzelt sie darüber, dass sie die sieben Todsünden selbst nicht auswendig konnte. Sie erklärt, sie habe absichtlich nicht den Begriff „Roman“ auf ihr Buch gedruckt, obwohl es solche Leute gebe, die ihr Buch fälschlicherweise als Roman bezeichnen.
Zum Schluss überflutet tosender Applaus den Saal, die Leute scheinen erleichtert und gutgelaunt. Auch wir fühlten uns etwas aufgelockert und erheitert, was eindeutig auf die entspannte Eva zurückzufahren ist und so sahen wir genau so entspannt der zweiten Lesung entgegen.
[bearbeiten] Dragica Rajčić - Suche nach Broch, Text über Text
Die Lesung von Dragica beginnt um 15 Uhr, im selben Saal wie die vorangehende Vorstellung. Allerdings ist dieser nun deutlich weniger gefüllt. Ein Winken Dragicas an eine Gruppe hinter uns, lässt uns den Schluss ziehen, dass dies wohl ihre Angehörigen sind. Dies wirkt sehr sympathisch und familiär.
Wie bei Eva Menasse beginnt die Lesung zunächst mit der Vorstellung der Autorin durch einen Journalisten. Dieser wirkt allerdings etwas gelangweilt und sprach monoton, was uns an eine politische Rede erinnert. Dementsprechend glücklich sind wir darüber, dass Dragica nach kurzer zeit beginnt, aus ihrem Buch „Warten auf Broch“, welches sie zwei Stunden vorher zum ersten mal in den Händen gehalten hat, vorzulesen. Dadurch ist es auch unmöglich dass jemand das Buch bereits gelesen hat.
Bereits nach fünf Minuten kehrt bei uns Ernüchterung ein, denn die sympatische Dragica ist aufgrund der Komplexität des Textes, so wie ihrer Sprache, schwer zu verstehen, was man ihr allerdings kaum übel nehmen kann. Trotz aufmerksamen Lauschen verstehen wir nur Bruchstücke dessen, was sie sagt.
Das Buch handelt, wie der Name bereits verrät, vom österreichischen Schriftsteller Hermann Broch, welcher von 1886 bis 1951 gelebt hat. Sie beginnt gleich mit dem Nachwort, in dem sie ihrer Familie dankt und ihre Entscheidung rechtfertigt, über Broch zu schreiben. Sie habe ein Bild von ihm gesehen, worauf ihre Lust, mehr über diesen Mann zu erfahren, gewachsen ist. Dragica sagt selbst, sie liebe Broch. Der Text ist tatsächlich extrem komplex und kompliziert und es ist beinahe unmöglich, ihn zu verstehen. Wir sind der Meinung, nur wer sich intensiv mit Hermann Broch beschäftigt und ihr Buch gelesen hat, hat eine Chance, ihre Gefühle zu Broch zu verstehen. Allerdings muss man nicht alles verstanden haben, um zu sehen was für eine grossartige Schriftstellerin Dragica Rajčić ist.
Dementsprechend gross ist der Applaus, den sie erhält. Jeder im Raum scheint allerdings erstmal überfordert. Verwirrt, aber beeindruckt verlassen wir den Saal.
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