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Woyzeck



Georg Büchner

Karl Georg Büchner geboren am 17. Oktober 1813 in Goddelau Großherzogtum Hessen und starb 19. Februar 1837 in Zürich. Er war ein hessischer Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Revolutionär. Er stammte aus Darmstadt, mit 18 Jahren am 9. November 1831 schrieb sich Georg Büchner in die medizinische Fakultät der Universität Straßburg ein und wurde dort mit republikanischen Ideen bekannt. In Straßburg erlebte er im Dezember den Empfang der (von den zaristischen Truppen) geschlagenen Generäle des Aufstandes der unterdrückten Polen. Bezeugt werden diese und weitere Ereignisse durch seine zahlreichen Briefe an die Eltern. Büchner trat künftig immer häufiger für politische Freiheiten ein. So auch, als er am 24. Mai 1832 vor der Studentenvereinigung einen Vortrag über die politischen Verhältnisse in Deutschland hielt. Er war der erste deutsche Autor, der einen Mann aus der Unterschicht zum Helden eines Dramas machte: Woyzeck. Es ist die Geschichte eines einfachen Soldaten, der am Ende zum Mörder seiner Geliebten wird.


Woyzeck


Epoche: Vormärz

Die Zeit der Restauration beginnt 1815 mit dem Ende der napoleonischen Herrschaft in Europa und dem Wiener Kongress und endet mit der bürgerlichen Revolution, der so genannten „Märzrevolution“ von 1848; deshalb wird diese Epoche auch Vormärz genannt. Kennzeichen für diese Epoche ist die äußere Sicherheit und die innere Unterdrückung aller aufkeimenden Ideen des Liberalismus, des Nationalismus und der Demokratie.


Inhalt

Der Soldat Franz Woyzeck hat zusammen mit Marie ein uneheliches Kind, welches Christian heisst. Er unterstützt die beiden mit seinem gesamten Lohn, der er aufbessert, indem er sich einem Doktor als Versuchskaninchen zur Verfügung stellt. Er erlebt die Natur zum Teil als bedrohlich, hat Wahnvorstellungen und seine eigene Art von Philosophie, die den Doktor belustigt. Als Woyzeck mit Marie auf die Messe geht, wird sie von einem Tambourmajor bemerkt, der ihr nachstellt. Als Woyzecks Vorgesetzter schickt er ihn weg und trifft sich mit Marie bei ihr zu Hause. Als sie ihn abweist, nennt er sie ein wildes Tier, Später schenkt er ihr Ohrringe, die Marie gefallen. Woyzeck schöpft Verdacht, als sie ihm weismachen will, die hätte sie gefunden. Sie hat nachher ein schlechtes Gewissen. Woyzecks Verdacht wird vom Hauptmann weiter geschürt, so dass er an Marie ein Zeichen von Schuld sucht. Er ertappt Marie und den Tambourmajor beim Tanz im Wirtshaus. Anschliessend wird er von Tötungsphantasien geplagt. Er fordert den Major zum Kampf heraus, unterliegt aber. Als er den Major von einem „köstlichen Weibsbild“ schwärmen hört, die „heiss“ sei geht er zu einem jüdischen Trödler und ersteht ein Messer. Er verteilt seine Habe, holt Marie ab und ersticht sie. Bei einem Wirtshausbesuch wird Blut an seinen Händen entdeckt. Er eilt zurück zum Tatort, wirft das Messer in den Teich und versucht sich das Blut abzuwaschen.


Personen

Franz Woyzeck: Der Protagonist des Dramas ist Soldat und hat mit seiner Lebensgefährtin Marie einen Sohn. Um sein Einkommen aufzubessern, verdingt er sich als „Versuchskaninchen“ bei den Ernährungsexperimenten des Doktors. Woyzeck ist schmächtig, wirkt unbeholfen und hat kaum Freunde. Er erweckt den Eindruck, schizophren zu sein und hört Stimmen.

Marie: Sie ist wegen ihres unehelichen Kindes verschrien. Zwar bemüht sie sich, eine gute Mutter und Frau zu sein, doch Woyzeck macht es ihr nicht gerade einfach, da er so gut wie nie zu Hause ist. So kommt es, dass sie ihn mit dem Tambourmajor betrügt, was sie letztlich mit dem Tod bezahlt.

Hauptmann: Der Hauptmann sieht immer nur das Gute im Menschen, was aber nur daher geredet ist, denn das was er sagt ist meist völlig unüberlegt. Er schätzt die Ruhe und Gemütlichkeit und lässt lieber andere die Arbeit machen.

Doktor: Er ist ein Menschenverächter, er sieht den Menschen nur als Versuchsobjekt. So verschreibt er Woyzeck die einseitige Erbsendiät und freut sich an Veränderungen seines „Versuchskaninchens“, egal ob sie negativer oder positiver Natur sind. Der Doktor ist nicht da, um den Menschen zu helfen, sondern sieht deren Leiden lediglich als „interessanten Kasus“ an.

Tambourmajor: Der Tambourmajor, in einer weitaus höheren sozialen Schicht als Woyzeck, steht im Hintergrund des Stückes und spielt nur insofern eine bedeutende Rolle, als Marie wegen des Verhältnisses mit ihm von Woyzeck ermordet wird.


Aufbau

Im Gegensatz zu der Struktur des geschlossenen Dramas nach der Dramentheorie von Aristoteles (z.B. Stuart„ Schiller) zählt „Woyzeck“ zu den offenen Dramen . Dieses bedeutet eine lose Aneinanderreihung der einzelnen Szenen also keine inhaltliche oder zeitliche Abhängigkeit dieser untereinander. Weiter sind im Gegensatz zur geschlossenen Dramenform Einstieg und Ende des Dramas unvermittelt und die Struktur der 5 Akte existiert nicht.

Aufbauschema eines offenen Dramas (Büchner „Woyzeck“)

Bild:Drama2.jpg

  • keine Handlungskontinuität
  • Auflösung in Einzelszenen mit Woyzeck als Bezugspunkt
  • Nebenhandlungen, Nebenfiguren
  • Wechsel der Schauplätze
  • Auflösung von Zeit, Ort und Handlung
  • Metaphorische Verklammerung Szenen, die die Handlung vorantreiben
  • Szenen, die Zustände beschreiben
  • Szenen der Metaebene von Deutung und Kommentar


buechner/woyzeck_340.txt · Zuletzt geändert: 2017/05/31 11:17 von stus-adm