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33. Solothurner Literaturtage Auch dieses Jahr ist Solothurn wieder der Treffpunkt für alle Literaturliebhaber. 2011 sind nicht nur Autoren aus der Schweiz, sondern auch aus Europa und der USA angereist. Dieses Jahr befinden sich unter den Autoren auch junge, noch unbekannte Talente. An den drei Tagen nach Auffahrt, von Freitag bis Sonntag, werden in verschiedenen Räumlichkeiten Vorlesungen abgehalten.

[bearbeiten] Roger Strub - „Steine im Bauch“ Roger Strub ist schon viele Jahre ein bekanntes Gesicht unter den schweizer Autoren. Er lebt in Utzischdorf, also ganz in der Nähe von Solothurn. Vor fünf Jahren hat er sich entschieden, Krimis zu schreiben. Anfangs nur für Erwachsene doch vor gut einem Jahr schrieb er ein Buch für Jugendliche. Aus diesem Buch stellte Roger Strub uns am Freitagnachmittag, im Kulturm, einige Sequenzen vor. Da der Kulturm sehr klein und dunkel ist, war die Atmosphäre eher gedämpft und düster. Wir waren zwar frühzeitig dort, jedoch hatte es schon keine freien Plätze mehr. Wir vermuten, dass dies an der Tatsache liegt, dass er ein recht bekannter Schriftsteller aus der Umgebung Solothurn ist. Sozusagen ein Heimspiel für ihn. Wir konnten dann glücklicherweise trotzdem hinein, mussten jedoch zu hinterst am Boden sitzen. Anwesend waren vorallem andere Schüler, meist in Begleitung von ihren Lehrern. Roger Strub hatte für seine Lesung 45 Minuten Zeit. Was es für die Schülerinnen und Schüler sicherlich interessant gemacht hat, war der Einsatz von technischen Hilfsmitteln. Immer wieder schaltete er auf den Beamer und stellte zur Veranschaulichung zum Beispiel einen SMS-Dialog nach. Dies brachte Abwechslung in das Ganze. Die Reaktionen darauf waren sehr positiv, die meisten mussten schmunzeln oder waren sehr überrascht. Vermutlich weil Herr Strub schon etwas älter ist und man dies überhaupt nicht erwartet hätte. Anwesend war ausserdem ein Fotograf, welcher die ganze Vorlesung hindurch Fotos machte. Wir konnten leider kein brauchbares Foto machen, da das Licht im Kulturm zu schlecht war. Das Buch trägt den Titel „Steine im Bauch“. Die Kapitel wurden in Wochentage eingeteilt. Angefangen hat er bei Dienstag. „Anna Balmer, eine junge Praktikantin bei der Zürcher Zeitung, ist auf der Suche nach einer richtig guten und mitreissenden Story. Bis jetzt durfte sie nur Artikel verfassen, die in ihren Augen niemanden interessierten.“ Nach dieser kurzen Beschreibung der Hauptperson wechselte er zu drei anderen Personen, die in diesem Buch eine wichtige Rolle spielen. Im Fokus stand die Sichtweise von Samira, einer jungen Türkin. „Samira ist mit ihren vier besten Freunden,Elton, Chris, Ralph und Lexy, am zürcher S-Bahnhof Stadelhofen unterwegs, als Elton und Chris plötzlich einen älteren Herren zusammenschlagen und ihn anschliessend auf das Bahngleis schubsen. Der Mann kann nicht mehr selbst aufstehen und die S-Bahn kommt schon gefährlich nahe. Die fünf Freunde rennen einfach davon und überlassen den hilflosen Mann seinem Schicksal. Zum Glück konnten ihn ein paar der Passanten vor dem sicheren Tode retten.“ An dieser Stelle wechselte der Autor wieder zu Anna Balmer. „Anna Balmer ist auf der Suche nach ihrer grossen Story, mit der sie ihren Durchbruch schaffen will. Per Zufall ist sie zur gleichen Zeit wie Samira und ihre Freunde am S-Bahnhof Stadelhofen und wird somit zufälligerweise Zeugin der grässlichen Gewalttat. Mit viel Mut gelingt es ihr, ein Foto der Clique zu schiessen. Als sie den Bahnhof verlassen will, findet sie am Boden CHF 20.- und den Schülerausweis von Samira. Sie beschliesst ihn einzustecken und will später Kontakt zu dem Mädchen aufnehmen. Jetzt schliesst Roger Strub sein Buch und schaut ernst in Runde. Er erzählt uns, dass ein grosser Teil seines Buches auf einer wahren Geschichte beruhe. Denn 2008 sei in Zürich ein ähnliches Gewaltverbrechen verübt worden. Dominik und Kevin, zwei zürcher Jugendliche, schlagen am Bahnhof einen Mann zusammen und kippen ihn anschliessend aufs Gleis. Anschliessend steigen sie ins Tram und fingen an lautstark von ihrer Tat zu prahlen. Nur durch dieses eher dumme Handeln, wurden die zwei Täter gefasst und schliesslich bestraft. Dominik und Kevin wurden beide nach Jugendstrafrecht verurteilt. Dominik musste 30 Tagessätze gemeinnützige Arbeit ableisten und bekam bedingten Freiheitsentzug. Kevin bekam eine bedingte Geldstrafe, weil er angebliche Reue gezeigt hat. Nach diesem kurzen Einschub über die Hintergrundinformationen seines Buches, stellte er uns die Frage, ob wir mit der Strafe der beiden Jugendlichen einverstanden sind. Für „Ja“ mussten wir die grüne Karte, für „Nein“ die rote Karte aufstrecken. Diese Karten wurden schon vor der Lesung jedem verteilt. Das Resultat war eindeutig: Die Strafe war in den Augen der allermeisten Zuschauer zu milde. Ab jetzt ist in Roger Strubs Buch alles erfunden. „Anna Balmer meldet sich noch am gleichen Abend bei Samira. Sie konfrontiert sie damit, dass sie ihren Schülerausweis gefunden hat und will sich mit ihr am Bahnhof treffen. Alles andere erfahre sie dort. Beim Treffen stellt Anna Samira ein Ultimatum. Entweder die Clique stellt sich selbst der Polizei oder sie würde ihr Foto in der Zeitung veröffentlichen.“ Roger Strub fährt mit dem Buch fort und an der Stelle, wo Ralf eine SMS mit dem Natel von Elton an den Komissar Holzer schreibt, in dem er ihn und Chris verrät, kommt der Beamer zum Einsatz, wo man den Nachrichtenverlauf selbst lesen kann. Dies ist eine gute Abwechslung für den Zuschauer, da er selbst lesen muss. Danach richtete er das Wort wieder an uns und fragte, ob wir genau so wie Ralph gehandelt hätten. Die Karten zeigten ein knappes „Nein“, was wir nicht direkt so erwartet hätten. Mit dieser Frage schliesst er seine Vorlesung ab und stellt sich für Fragen zur Verfügung. Wir mussten den Raum rasch verlassen, da unsere zweite Vorlesung im Landhaus stattfand. Bild:IMG_2929 2.jpg [bearbeiten] Olga Tokarczuk - „Der Gesang der Fledermäuse“ Olga T. kommt aus Polen. Sie ist dort sehr bekannt und hat schon viele Preise gewonnen mit ihren Büchern. Unteranderem den wichtigsten Literaturpreis Polens. Sie ist ein grosser Fan von Blake und seinen Gedichten. Viele davon sind in ihrem neuen Buch „Der Gesang der Fledermäuse“ vorhanden oder neu interpretiert. Doch dazu später mehr. Bei dieser Vorlesung ging es nicht in erster Linie um die Handlung, sondern um die Übersetzung vom Polnischen ins Deutsche und was dabei gewonnen wurde bzw. verloren ging. Wir bekamen ein Handout ausgeteilt, in dem einige Passagen des Buches im Original auf Polnisch und in der übersetzten Form auf Deutsch aufgelistet waren. Die polnischen Textstellen las Olga T. persönlich vor. Der deutsche Teil wurde von der bekanntesten Dolmagerin Polens, Doreen Daume, gelesen. Die ganze Vorlesung wurde von einer dritten Person moderiert, welche auch gleich alles für Olga T. übersetzt hat. Es war im Grunde keine Vorlesung als solches sondern eine Diskussionsrunde, in die sich alle Zuschauer miteinbringen konnten. Deshalb dauerte sie ganze 90 Minuten. Olga hat einen ökologischen Krimi geschrieben, in dem immer wieder Jäger auf mysteriöse Weise ermordet wurden. Eine alte Frau aus dem kleinen Dorf im Norden Polens, wo die Geschichte spielt, vermutet, dass die Tiere aus dem Wald die Jäger aus Rache töten. Immer wieder tauchen Blakes Gedichte auf. Jedoch auf verschiedene Arten neu interpretiert, da man sie vom Englischen ins Polnische übersetzen musste, was nicht einfach war. Sie hat einen Wink in ihrem Buch versteckt, der leider in der deutschen Version verloren ging. Im Polnischen gibt es keine Grossschreibung. Deshalb hat sie nach Blakes Vorbild alle wichtigen Wörter gross geschrieben. Während der Diskussion kamen wir auch auf den Übersetzungsprozess im Allgemeinen zu sprechen. Die Zusammenarbeit von Autorin und Übersetzerin ist etwas sehr intimes. Deshalb hat Doreen D. auch immer ihre persönliche Interpretation und Schreibweise in die übersetzte Version einfliessen lassen können. Nach der Vorlesung waren wir ziemlich überrascht, da wir nicht wussten, dass so viele Details beachtet werden müssen bei solch einer Übersetzung. Uns haben die 33. Solothurner Literaturtage sehr gefallen, auch wenn wir nur einen kleinen Einblick hatten. Wir können diesen Anlass nur weiterempfehlen. Wir hätten nicht gedacht, dass dies auch etwas für uns Jungen sein kann.

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reportage_gruppe_2.txt · Zuletzt geändert: 2017/05/19 14:22 von stus-adm